Mein Arbeitstag im KIFF beginnt meistens gleich: Zuerst mache ich mir im Foyer einen Kaffee, kombiniert mit einem Morgenschwatz, falls grad jemand nebendran steht. Danach gehts über die Backstage-Treppe hoch ins Büro. Noch bevor ich dann meinen Laptop aufklappe, schaue ich aus dem Fenster. Jedenfalls seit sieben Monaten. Seit dann nämlich wird dort, gleich hinter der alten Futterfabrik, an einem neuen Zuhause für Popkultur gebaut.
Zugegeben: So richtig in die Höhe gewachsen ist das neue KIFF noch nicht. Dass man im Telli-Quartier nicht tief graben muss, um aufs Grundwasser zu stossen, das war uns zwar bekannt. Dass das Wasser aber so schnell kommen bzw. so hoch stehen würde (höher als der historische Höchststand), das hatte auch der gute Geologe nicht vorhergesehen, den wir bereits in der Planungsphase mit einem Gutachten diesbezüglich beauftragt hatten. Was das für uns bedeutet? Wasserhaltung oder anders formuliert: abpumpen! Damit ein paar Altlasten saniert und vor allem auch das Untergeschoss erstellt werden kann. In sechs Proberäumen soll dort nämlich der Aarauer Sound der Zukunft entstehen.
«Sonst wirds teuer»
Seit sieben Monaten schaue ich also fast jeden Morgen neugierig aus dem Bürofenster und kann die älteren Herren, die sich das Baustellen-Watching zum Lebensinhalt gemacht haben, mittlerweile schon bitz verstehen. Faszinierend, mit welcher Eleganz so ein Bagger etwa die alten Hühnerställe der ehemaligen Kunath-Futterfabrik fast schon «süüferlig» auseinandernehmen kann. Oder wie gewisse Arbeiten wie das Einlegen der Abwasserleitungen vergangenen Herbst bereits jetzt das spätere Gebäude vorschreiben. «Ab jetzt werden keine Brünneli mehr verschoben» kommentierte der Projektleiter Bau, «sonst wirds teurer.»
Womit wir beim Dauerthema Kosten angelangt wären. Dass wir die Teuerung auffangen, die finanziellen Horrorszenarien von 15% Mehrkosten oder noch mehr abwenden konnten, beruhigt. Dennoch bleibt der Druck hoch. Wo hat es noch Sparpotential? Gibt es günstigere Varianten? Oder kann man etwas, das bisher geplant war, sogar streichen? Zu definieren, was für den zukünftigen Betrieb notwendig ist und auf was als «nice to have» verzichtet werden kann, ist keine einfache Aufgabe.
Ein Generationenprojekt für alle
Das KIFF 2.0 ist ein Generationenprojekt. Nicht nur, weil mehrere KIFF-Generationen gemeinsam daran arbeiten, sondern weil der 28-Millionen-Bau auch für die nächsten 40, 50, ja wenns gut kommt (und wirs gut machen) 100 Jahre Bestand haben soll. Wenn dann eine Türe in die falsche Richtung aufgeht, sodass sie eine andere Türe blockiert, was dazu führt, dass Crew und Bands jeden Verstärker, jede Kiste, die sie ins neue KIFF schleppen zweimal öfters abstellen und wieder hochheben müssten, unsere Lieferant:innen mit dem Roli eine Drei-Punkt-Kehre fahren müssten, dann wär das für einen ganzen Haufen Menschen mehr als ärgerlich - und zwar immer wieder. Gut jedenfalls, haben wir das bei diesem konkreten Beispiel noch rechtzeitig gemerkt.
Bis das neue KIFF Anfang 2027 (Stand heute) seine Tore für euch alle öffnen kann, gibt es noch einiges zu tun. Natürlich für die Bauarbeiter hinter, aber auch für uns im Büro vor dem Fenster. Es geht um bauliche Themen wie das Farbkonzept der WC-Anlagen, das Signaletik-Konzept oder das Schliesssystem, aber auch um Kleinigkeiten wie eine komplette Betriebstransformation oder um die letzten 1.3% Finanzierung, sprich rund 370’000.- Franken, die wir noch zusammentragen müssen.
Deshalb: Fertig dem Bagger bei seinem Morgen-Tanz zugeschaut! Weiterarbeiten!